GTV-Trainer Jan Strunk: „Wie eine große Familie“

Gettorfs Trainer Jan Strunk

Gettorf | Der Sieg der Landesliga-Handballer des Gettorfer TV gegen Herzhorn kam überraschend und war deshalb umso schöner. Für Jan Strunk (Foto) war das Spiel ein gutes Beispiel dafür, was seine Mannschaft, die er berufsbedingt nicht mehr betreuen kann, ausmacht.

Herr Strunk, ein Sieg zum Abschied. Schöner hätte ihr Trainer-Dasein beim GTV kaum enden können, oder?

Jan Strunk: Naja, die Mannschaft hat sich geweigert mich zu verabschieden, mit der Begründung, dass ich mich erst nach der Saison bei der Nicht-Abstiegsparty – zu der ich dann natürlich auch gefälligst erscheinen soll – verabschieden darf. Deshalb habe ich auch noch keine Ausstands-Kiste Bier bezahlt. Erklären Sie nochmal genau, warum Sie aufhören. Ab Januar werde ich wochentags berufsbedingt in Berlin sein. Das schließt natürlich aus, dass ich dann noch das Training leiten kann. Und ich halte es nur für vernünftig, wenn jemand neues übernimmt. Als Trainer nur bei den Spielen vor Ort sein, ist keine gute Lösung.

Haben Sie dem Verein einen Nachfolger empfohlen?

Die Kandidaten sind natürlich überschaubar. Und diejenigen, die mir einfallen würden, sind aktuell bei einem Verein beschäftigt, oder haben einfach höhere Ansprüche, als in der Landesliga zu coachen. Ich denke, dass eine richtig gute Lösung jemand aus dem Gettorfer Raum oder Umfeld wäre. So jemanden zu finden ist natürlich nicht leicht. Allerdings habe ich der Mannschaft angeboten, dass ich am Wochenende, wenn sich kein Nachfolger findet, auch mal auf der Trainerbank aushelfen werde, wenn es gar nicht anders geht.

Sollte der Verein einen neuen Trainer finden, könnte es also sein, dass Sie die Heimspiele dann als Zuschauer von der Tribüne aus verfolgen?

Natürlich steht in der Freizeit die Familie ganz oben. Aber ich werde mich bestimmt mal mit Freude auf die Tribüne setzen und mir ein Spiel von da oben ansehen. Wobei ich nicht weiß, wie entspannt ich von dort zugucken kann…

Sie verlassen die Mannschaft mit neun Pluspunkten auf dem Konto. Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbeute?

Wenn ich bedenke, was wir an Widrigkeiten vor und während der Saison ertragen mussten, ist das schon eine sehr, sehr starke Mannschaftsleistung gewesen. Wir haben mit weniger Spielen die selbe Punktzahl erreicht, wie in der vergangenen Saison – das war so nicht zu erwarten.

Was zeichnet ihre Mannschaft und den Verein aus?

Es ist schon in weiten Teilen des Umfeldes und mit dem Damen-Team – innerhalb der Herren-Mannschaft sowieso – wie in einer großen Familie. Wir alle machen das hier, weil es Spaß bringt. Und so kann man auch mal individuell deutlich stärkere Mannschaften, wie jetzt auch Herzhorn, fast über das gesamte Spiel dominieren. Es ist wichtig, dass sich die Mannschaft konsequent an einen Plan hält und manche Dinge – wie zuviele Einzelaktionen – einfach lässt. Das klappt in dieser Saison recht gut und ich bin wirklich etwas traurig, dass ich hier jetzt aussteigen muss. Trotzdem denke ich, dass ich hier eine Ausgangssituation hinterlasse, die jeder, der hier als Trainer folgt, gut weiterführen kann.

[Quelle: Eckernförder Zeitung v. 21.12.2010]